In Schottland unterwegs Teil 1

Bei Oban


Mein Reisegeschmack wandelt sich. Das mag am Alter liegen, aber sicherlich hat das Lesen diverser Reiseblogs auch einen Anstoß dazu gegeben. Früher waren meine Kriterien : ein geeignetes Hotel an einem schönen Strand, möglichst Sonnengarantie. Dann erst die Frage: was gibt es in der Nähe Interessantes zu sehen. So bestand auch die Vorbereitung nur aus Buchen von Hotel und Flug und Koffer Packen. Alles weitere ergab sich vor Ort.
Heute möchte ich möglichst viel sehen und erleben, für mich neue Orte kennenlernen. Das setzt eigentlich auch eine andere Vorbereitung voraus. Aber auch das will geübt sein. Da hapert es bei uns noch ein wenig. Wir hatten für unseren 11-tägigen Aufenthalt eine ungefähre Reiseroute im Kopf, Hin- und Rückflug, sowie eine Übernachtung in Aberdeen gebucht. Während der Rundreise wollten wir flexibel bleiben und hatten daher keine weiteren Übernachtungen vorgebucht. Der Fahrplan für die Fahrt von Aberdeen nach Aberlour war ausgedruckt. In unserem Reiseführer hatten wir ein wenig rumgeschmökert und uns einige Dinge markiert, die wir sehen wollten. Das war´s. Ich finde es ein wenig schwierig den richtigen Detaillierungsgrad für die Planung zu finden. Auf der einen Seite möchte ich im Urlaub nicht einem Plan hinterher hetzen, um ihn Punkt für Punkt "abzuarbeiten". Auf der anderen Seite möchte ich auch nicht kostbare Zeit am Urlaubsort damit verbringen zu überlegen, was man denn heute unternehmen könnte.Unterm Strich hat es bei uns so ganz gut geklappt.

In diesem Post schreibe ich primär über allgemeine Eindrücke von Schottland. Detailliertere Berichte über einzelne Ziele folgen etwas später. Nur als Übersicht schon mal unsere Reiseroute:
Mit dem Flugzeug nach Aberdeen. Weiter nach Charlestown of Aberlour (steht so auf der Karte, gesprochen wird jedoch immer nur von Aberlour). Nächste Station Oban, dann  Edinburgh, von dort aus Heimflug.



Linksverkehr und öffentliche Verkehrsmittel. 
Bekannterweise wird in GB links gefahren. Die erste Hürde nimmt man da als Fußgänger. Was man sich in Jahrzehnten angewöhnt hat und  reflexartig abläuft, kann man nicht auf Knopfdruck umpolen. Ich konnte es auf jeden Fall nicht und habe beim Überqueren der Straße immer in die falsche Richtung geschaut. Beim Fahren mit dem Bus kommt man höchstens ins Schleudern, wenn man die richtige Bushaltestelle sucht und überlegt auf welcher Straßenseite man denn  jetzt einsteigen muss. Nimmt man sich einen Mietwagen, fängt es an lustig zu werden. Man fährt nicht nur auf der anderen Straßenseite, das Auto ist auch "andersrum", Fahrersitz rechts, Schaltknüppel links. Das Fahren auf der linken Spur ist zunächst kein Problem, nur bei Manövern wie Abbiegen und Durchfahren des Kreisverkehrs muss man sich sehr konzentrieren, um nicht doch auf die falschen Spur zu kommen.
Die erstem Kilometer waren schon sehr sehr holprig und ich fühlte mich als Beifahrer oft nahe dem Infarkt, aber das besserte sich schnell war dann auch kein Problem mehr.
Wir wollten eigentlich möglichst weitgehend mit öffentlichen Verkehrsmitteln reisen und nur für spezielle Ausflüge eventuell einen Mietwagen nehmen. Bis nach Aberlour klappte das auch noch. Als wir dann aber nach Oban weiterreisen wollten, war das nicht mehr so einfach. Das Internet spuckte uns eine Verbindung mit 3 mal Umsteigen aus, wobei 2 der Anschlüsse so knapp waren, dass es fraglich war, ob wir sie geschafft hätten. Fahrzeit 9 Stunden gegenüber ca.3,5 Autostunden. Wir beschlossen dann kurzerhand, die restliche Reise mit Mietwagen fortzusetzen, was uns auch die Möglichkeit gab, anzuhalten, woimmer es uns gefiel.

Das Wetter
Schottland hat Wetter. Und das ist sehr wechselhaft und schlecht vorherzusagen. Sicher ist, dass es viel regnet, vor allem im Westen. Aber wie heisst es so schön: Es gibt kein schlechtes Wetter, nur die falsche Kleidung. Also sorgten wir dafür, dass wir regendichte Kleidung dabei hatten und für alle Temperaturen ausgerüstet waren. Die Wettervorhersage ließ uns auf großteils trockene Tage und mäßige Temperaturen hoffen.
Als wir in Aberdeen ankamen, war der Himmel bedeckt, aber es war trocken. Auch am nächsten Tag in Aberlour. Wir waren zufrieden. Der zweite Tag in Aberlour begrüßte uns mit Sonne, um sich abends mit einem Platzregen wieder zu verabschieden. Die restlichen 8 Tage waren sonnig und warm!
Hallo - 8 Tage Sonne am Stück in Schottland ist fast schon rekordverdächtig. Hatten wir jedenfalls so nicht erwartet. Uns gingen die T-shirts aus und die dicken Oberteile haben wir gar nicht gebraucht. Nicht, dass hier der Eindruck entsteht, ich wolle mich beschweren. Im Gegenteil, ich fand das super!

Das Essen
Essen war von vornherein nicht das Thema unserer Reise. Das heißt, wir haben nicht im Vorfeld recherchiert, wo man vielleicht gut essen könnte. Wir haben da gegessen, wo wir ein Lokal fanden, wenn uns gerade der kleine oder große Hunger überfiel. Daher sollte man meiner nicht gerade positiven Beurteilung der schottischen Küche nicht zu viel Gewicht geben. Wobei die schottische Küche schwer zu entdecken ist. Meist gibt es Hamburger, Fleisch oder Fisch gebraten, mit Beilagen.
Nichts wirklich Besonderes. Die Beilagen meist recht fad: mehr als bissfestes Gemüse ungewürzt.
Chips (dicke Pommes) ohne Salz, Salat ohne Dressing.
Zwei Gerichte wollten wir jedoch auf jeden Fall probieren. Das erste war "Cullen Skink", eine Fischsuppe aus geräuchertem Schellfisch mit Kartoffeln und Zwiebeln, mit Milch gekocht. Die hat mein Mann sich bestellt und ich habe natürlich auch davon probiert. Sie hat eigentlich ganz gut geschmeckt, wenn man mal davon absieht, dass ich keine Milch und schon dreimal keine warme Milch mag. Das zweite war "Haggis", ein Schafsmagen, der mit Herz, Leber, Lunge und Nierenfett vom Schaf sowie Zwiebeln und Hafermehl gefüllt ist. Serviert wird meist nur die Füllung.
Da ich das Gericht auf keiner Speisekarte gefunden hatte, schlug ich zu, als ich mal Ciabatta mit Haggis und Rote-Zwiebel- Chutney auf einer Karte entdeckte:


Haggis kann man sich geschmacklich wie eine Mischung aus warmer Blut-und Leberwurst in einer etwas groberen Variante vorstellen. Der "Glibber" ist das Zwiebel Chutney. Ich hatte erwartet, dass es ein wenig herzhaft schmeckt, aber es war sehr süß. Blind verkostet hätte ich es für Marmelade gehalten. Gesamteindruck also - Schlachtplatte mit Marmelade. Seltsame Mischung aber überraschenderweise nicht ungenießbar. Würde ich mir trotzdem nicht wieder bestellen.
Das  Essen ist für mich also kein Grund für eine Schottland Reise - aber es gibt ja genügend andere.

Die Sprache
Die Landessprache ist Englisch. Eine Minderheit (1%) spricht noch Gälisch, etwas 30% sprechen auch noch Scots. Da ich in Schottland nur English hörte, habe ich mir zu Hause mal Hörproben der beiden anderen Sprachen in youtube gesucht. Während Gälisch eine ganz eigene Sprache keltischen Ursprungs ist, von der ich kein Wort verstand, ist Scots englisch basiert. Es wird jedoch teilweise anders ausgesprochen und manche Wörter unterscheiden sich gänzlich vom Englischen. Ich hätte es für einen extremen Dialekt gehalten, es ist jedoch offiziell eine eigene Sprache.
Wenn man die englische Sprache beherrscht, dürfte es in in Schottland keine Sprachprobleme geben. Dachte ich. In Aberdeen und Edinburgh ging es ja noch ganz gut, aber in den kleineren Ortschaften der Highlands wurde die Verständigung zur Herausforderung. Das schottische Englisch war als solches kaum noch wieder zu erkennen. Das "R" wird gerollt, Vokale oft anders ausgesprochen, Buchstaben (teilweise ganze Silben) werden verschluckt, das Ganze dann noch zusammengezogen.
Beispiel:
"Do you want the bill?" wurde zu so etwas wie
"d´wannabell".

Zusätzlich wird noch extrem schnell gesprochen. Der Hinweis, dass man etwas nicht verstanden hatte, führte nur zur Wiederholung in gleichem Tempo.

So, das waren jetzt die allgemeinen Eindrücke. Im nächsten Post, der demnächst folgt, geht es dann mit den eigentlichen Reisezielen weiter.


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