In Schottland unterwegs Teil 4 Edinburgh

Auf der Strecke nach Edinburgh machten wir auf meinen Wunsch hin noch einen kleinen Schlenker zum Loch Lomond. Nicht weil ich irgendwo gelesen hätte, dass dieses Loch anders ist als die anderen. Ich kannte nur das Lied Loch Lomond seit meiner Kindheit und da konnte man doch nicht knapp dran vorbeifahren, ohne einen Blick drauf zu werfen, oder?



Edinburgh selber hat mich dann zunächst nicht so begeistert. Es mag zum Teil daran liegen, dass ich
vor lauter Lobeshymnen die ich zuvor gehört hatte, einfach eine zu hohe Erwartungshaltung hatte. Zum anderen mag der Zeitpunkt ungünstig gewesen sein. Wir hatten eine Woche traumhafte Landschaften und Ruhe (naja, mit ein wenig Tourismus Trubel zwischendurch), und Sehenswürdigkeiten hinter uns und waren eigentlich schon gesättigt. Und plötzlich - wumm - fanden wir uns in einer großen Stadt wieder, mit viel Lärm, Tourismus und sonstigem Trubel. Ich bin zwar kein Stadtmensch, kann aber eine schöne Stadt durchaus würdigen. Aber in dem Moment konnte ich einfach nicht umschalten.
Als ich zuhause dann meine Bilder anschaute und mir Gedanken zum Post machte, konnte ich meine Enttäuschung nicht mehr richtig nachempfinden. Edinburgh ist schön. Es hat viel zu bieten und es gibt viel anzusehen. Das Einzige, was mir gefehlt hat, war so eine gewisse  eigene Atmospäre. Das lag meines Erachtens daran, das Edinburgh vom Tourismus überrollt wird. Sollte ich Edinburgh nochmals besuchen, würde ich darauf achten, Zeiten und Orte so auszusuchen, dass ich dem Touristenstrom ausweiche.

Erste Anlaufstelle war natürlich Edinburgh Castle.


Menschenmassen verdichten sich, um den täglichen 11:00 Uhr Kanonenschuss zu sehen.

Die Aussicht von hier oben ist gigantisch

Die Anlage ist riesig. Die meisten Gebäude werden heute noch vom Parlament und Militär genutzt, so dass vieles nicht besichtigt werden konnten.  Am schönsten ist wirklich die Aussicht.

In der Altstadt, unterhalb des Schlosses tummelten sich an jeder Ecke Straßenkünstler aller Art.
Ein Dudelsackspieler darf nicht fehlen

Es gab aber auch moderne Straßenmusik

Unter Einbindung des Publikums zeigte dieser Künstler auf komische Art seine kleinen Kunststücke.

Ein Hund aus Sand - mal was ganz anderes.



Ein Muss in Edinburgh ist eine der vielen Geistertouren. Sie unterscheiden sich ein wenig in ihren Inhalten, aber es geht immer um die dunkle Seite Edinburghs, grausame Ereignisse und Gruselgeschichten. Wir nahmen an einer deutschsprachigen Tour teil, um zu vermeiden, dass Verständnisprobleme beim schottischen Dialekt den Spaß an der Sache eingrenzen. Nora, eine junge Deutsche, die in Edinburgh ihre Auslandssemester absolviert hatte und nach abgeschlossenem Studium wieder hierher gezogen war, führte uns.


Herrlich theatralisch beschrieb Nora, wie hier früher Delinquenten bestraft wurden. An zwei "Freiwilligen" demonstrierte sie das Auspeitschen und schilderte dann die grausame und blutige weitere Prozedur. 
Wo jetzt ein Herz den Boden ziert, war früher die Schwelle der "Tolbooth". Diese diente u.a. zur Entgegennahme der Steuern und als Gefängnis. Klar, dass sie da nicht beliebt war. Die Bürger demonstrierten früher ihre Abneigung gegen das Gebäude, indem sie auf dessen Schwelle spuckten. Das ist als Sitte erhalten geblieben, es soll Glück bringen, heute auf das Herz zu spucken.




Als nächstes führte uns Nora in eine der vielen engen Gassen und erzählte bildhaft, wie es früher hier zugegangen ist. Aufgrund der steigenden Bevölkerungszahlen bei gleichzeitigem Platzmangel, wurde schon früh, sehr hoch gebaut. Natürlich ohne Aufzug, fließend Wasser und Abwasser. Exkremente wurden einfach aus dem Fenster gekippt. Wenn gerade jemand unten entlang ging.... hatte der Pech gehabt. Um die Leute wenigsten ein wenig zu schützen, gab es einen Erlass, dass erst nach 21.00 Uhr diese Entsorgung stattfinden dürfe. Danach hatte eh kein ordentlicher Bürger mehr auf der Straße zu sein.
Am Schluss ging es noch in unterirdische Gewölbe. Hier hausten damals Händler, Arme und Kriminelle. Die hygienischen Verhältnisse waren selbst für die damalige Zeit da unten schlimm und führten zu Krankheiten. Daher wurden die Gewölbe letztendlich zwangsgeräumt und zugeschüttet.
Sie gerieten in Vergessenheit und wurden erst Ende des letzten Jahrhunderts zufällig wiederentdeckt und freigelegt. Welch passender Ort für Gruselgeschichten. Hier stellte uns Nora die Geister vor, die es in den Gewölben geben soll, mit einer Beschreibung ihres Aussehens und ihres Verhaltens, wenn sie sich uns zeigen würden. Es handelt sich um vier verschieden Geister, die angeblich mehrfach gesehen wurden. Also, mir hat sich keiner gezeigt, aber es war trotzdem unterhaltsam.


Es gibt in Edinburgh viele Museen, die meisten davon mit freiem Eintritt. Wir besuchten das "Museum of Childhood", das Spielzeuge aus den letzten Jahrhunderten zeigte. Manches überraschte und erstaunte mich. Wie mich, zum Beispiel, der Vorläufer der Rollschuhe.

Was aussieht wie ein kleines Fahrrad, wurde unter dem Knie festgeschnallt und diente sozusagen als Rollschuh.
Anderes kannte man aus alten Kinderbüchern und bei manchen Spielsachen kam die Erinnerung - das hatte ich doch auch als Kind.







Das zweite Museum, das wir besuchten war das "Peoples Story". Hier wird  über das frühere Leben in Edinburgh "erzählt". Zu jeder Szene gab es eine kleine Geschichte, die Leben und Sorgen der Menschen verbildlichte.



Hier fand sich ein auch Schriftstück, das die erlaubten Zeiten für die Entsorgung von "Abwasser und anderem Schmutz" festlegte.


Wenn wir es schon nicht geschafft haben, in Schottland mal mit dem Zug zu fahren, dann sollten wir uns doch wenigstens mal den Bahnhof anschauen. Spontan begaben wir uns ins "Waverly Station". Dies liegt unter einer Shopping Mall, 




In der Wartehalle lässt es sich aushalten.

































Obwohl es ein sehr alter Bahnhof ist, wirkt er freundlich und hell.  In der Wartehalle lassen dekorative Oberlichter die Sonne den Raum mit einem interessanten Schattenspiel  durchfluten.
Es hat sich echt gelohnt, hier mal reinzuschauen.

Die letzten en passant Eindrücke:

Das John Knox House

Aus Blech gestanzte Fensterdekoration und ihr Schatten.

Mit Edinburgh verlassen wir eine sehr lebendige Stadt.

Unser Schottland Urlaub näherte sich dem Ende. Wir nahmen im Gepäck jeden Menge Eindrücke mit nach Hause. Die müssen jetzt erstmal alle sortiert und verdaut werden. Aber eins steht fest: es war eine tolle Reise.

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