6 Tage London

Tag 1
Donnerstag : Anreise und Chinatown

Wir sind mittags geflogen, da wir regulär erst um 14:00 Uhr in unserem Apartment einchecken konnten und kamen somit ganz entspannt nachmittags an und konnten erste Eindrücke einfangen.


Canary Wharf (unsere U-Bahnstation) und erste Eindrücke in der City.

Etwas hatten wir uns soooo nicht vorgestellt: das Wetter. Wenn ich "London" höre, denke ich gleich an den Spruch: Gehe nie ohne Regenschirm aus dem Haus. Aber die Stadt begrüßte uns mit strahlendem Himmel und einer Bruthitze! Letzteres ist für eine Städtetour zwar auch nicht ganz ideal, aber immer noch besser als Regen.



Mit unserer Unterkunft hatten wir es gut getroffen - Aussicht auf die Docks und 5 Minuten Fußweg zur Canary Wharf U-Bahn Station. Gebucht hatten wir das Apartment über WaytoStay. Mit 125 £ / Nacht nicht gerade billig, aber dennoch eine günstige und angenehme Alternative zu Londoner Hotels.

Nachdem wir unsere Koffer ausgepackt hatten, stellte sich die Frage, wie nutzen wir jetzt den Rest des Tages?  Wir hatten uns zwar einige Ziele notiert, die wir anschauen wollten, aber keine Zeitplan dazu.
Jetzt hatten wir erstmal Hunger, fuhren zum Piccadilly Circus uns schlenderten von dort aus durch Chinatown.




 Ich esse gerne chinesisch, aber für ein großes Menü war es einfach zu heiß. Wir landeten dann in einem kleinen Lokal mit günstigem "all you can eat"-SB-Buffet. Auf den Tischen befand sich tatsächlich ein Hinweis zur möglichen Kostenerhebung für verschwendetes Essen! Das finde ich richtig gut. Ich habe mich schon immer aufgeregt, wenn Leute in Kantinen oder an Buffets ihre Teller voll laden, nur um ein bisschen darin herumzustochern und das Meiste stehen lassen.




Nach unserem Ausflug nach Chinatown fuhren wir zurück, planten den nächsten Tag und ließen diesen gemütlich ausklingen, wobei wir die Aussicht auf die nächtlichen Docks genossen.






Für unsere Fahrten in London hatten wir uns übrigens gleich nach unserer Ankunft Oyster Cards besorgt. Eine sehr praktische Sache.




Tag 2

Freitag - Soho, Baker Street und auf den Spuren von Jack the Ripper

Der Tag begrüßte uns wieder mit strahlendem, heißem Wetter. Zunächst drehten wir vom Oxford Circus aus eine Runde durch die Straßen von Soho.


Hier könnte man doch mal eine Frühstückspausepause machen?



Klar mussten wir auch in die gute alte Carnebystreet. In den 60-ern war sie ja total "in". Dann hat man nicht mehr soviel von ihr gehört, aber jetzt ist sie wohl wieder am Kommen.





So sieht es Freitagmittag vor Pubs aus. Jeder mit einem Becher Bier in der Hand und dann wird  eifrig diskutiert.


Weiter führte unsere Tour über die Bond Street in die Baker Street, die wir dann entlangliefen. Leider habe ich von Architektur keine Ahnung, aber die alten Fassaden haben mich dennoch fasziniert.





Am Marble Arch vorbei ging es dann noch in den Hyde Park, wo wir uns ein wenig ausruhten.




Wir legten dann eine Pause ein, da wir abends noch etwas vor hatten :
einen London Walk, der uns die Spur Jack the Rippers verfolgen ließ. Man traf sich am Tower Hill. Von dort aus wurden wir an die verschiedenen Tatorte geführt, die heute allerdings teilweise recht nüchtern aussehen. Aber unser Guide schilderte uns anschaulich, wie man sich die damaligen Schauplätze vorstellen musste. Wir bekamen einen Eindruck vom Leben und den Sitten der Armen im damaligen Eastend. Auch Einblicke in die damalige Polzeiarbeit und die Pannen, die eine Ergreifung Jack the Rippers verhindert hatten. Das Rätsel um die Identität Jack the Rippers beschäftigt heute noch kluge Köpfe, auch die aktuellsten Theorien dazu wurden uns vorgestellt.



 



Die 2-stündige Führung begann um 19:30 Uhr. Jetzt im Sommer war es da noch hell, warm und betriebsam auf den Straßen. Nicht viel Möglichkeit, Gruselgefühle aufkommen zu lassen. Wenn ich mir das jedoch im Herbst oder Winter vorstelle, wo es um diese Tageszeit schon dunkel ist und kalt, vielleicht ein wenig nieselig oder neblig dann....könnte der Effekt schon ein anderer sein.




Kunst im Eastend

Tag 3

Samstag - Nicht bei Madame Tussauds und ein Spaziergang an der Themse und im Borough Market

Eigentlich wollten wir ja wirklich zu Madame Tussauds, aber als wir die anstehen Schlange mit einer Wartezeit von 2 - 3 Stunden sahen..... neeeee, muss nicht sein.
Also Plan B : Baker Street 221b. Woher man die Adresse kennt? Natürlich, Sherlock Holmes.
Heute befindet sich hier das Sherlock Holmes Museum. Wobei mich zunächst die Frage beschäftigte, was man in einem Museum über eine Person zeigt, die es nie wirklich gegeben hat.

Schon der Souvenir Shop, wo man auch Tickets kaufte, war fast schon ein eigenes Museum:


Die Warteschlange war überschaubar, wir nutzten die Zeit, um uns ein wenig umzuschauen. Die Hausnummer 221b musste gefaked sein - auf jedenfall waren die Hausnummern davor und dahinter höher!



Während der Wartezeit konnte man ein wenig Schaufenster gucken.





                                                                                                                                                     
Das Museum ist sicherlich so etwas wie eine Kultstätte für echte Sherlock Holmes Fans. Die Räume sind so ausgestattet und mit Requisiten bestückt, wie man es aus den Romanen kennt. Zusätzlich sind einige Szenen mit lebensgroßen Figuren nachgestellt.
Generell erhält man hier auch einen guten Eindruck, wie man sich eine mittelständische Unterbringung im London des späten 19. Jahrhunderts vorstellen kann.



























Nach dieser "historischen" Begegnung machten wir einen ausgiebigen Spaziergang entlang der Themse, wobei wir einfach die Eindrücke auf uns wirken ließen.











Auf dem Rückweg streiften wir noch durch den Borough Market in Southwark, einen der ältesten Lebensmittelmärkte Londons. Ich liebe Märkte jeder Art, in dieser Dimension kann ich jedoch selten einen durchforsten.















Tag 4

Sonntag: Brick Lane Market und Tower

Manchmal hat man das Gefühl, in London gibt es kaum Engländer. Als Tourist hat man es ja hauptsächlich mit Dienstleistern zu tun ( Hotel-/ Apartment Manager, Rezeption, Kellner usw.) Diese sind großteils Ausländer, vorwiegend Inder und Asiaten. Dann tummeln sich da ja noch die Touristen aus aller Herren Länder. Wer hier sein Englisch aufpolieren möchte, muss sich erstmal einen Engländer suchen. Naja, mindestens abends vor den Pubs findet man sie mit Sicherheit!

Manche Märkte sind nur Sonntags offen. So auch der Brick Lane Market, den wir an diesem Tag aufsuchten. Wie schon erwähnt, ich liebe Märkte. Man kann so schön herumstöbern und staunen, was sich so alles verkaufen lässt. Manchmal wird man sogar fündig.

Textilien aller Art

Der etwas andere Kaffee Stand

Flaschen, Fläschchen und sonstiges aus Glas

Gut besucht.
Elektroschrott oder neue Ware?


.

Nachmittags besuchten wir den Tower of London, einst als Herrschaftssitz erbaut, später zu Festung und Gefängnis erweitert. Das wollten wir nicht ohne Führung machen. Eins muss man den Guides in London lassen: sie sind alles, nur nicht langweilig. Unser "Beefeater", wie man die Wächter im Tower nennt, vermittelte uns teils humorvoll, teils dramatisch Geschichte und Geschichten vom Tower. Dabei holte er zunächst tief Luft, schoß dann laut und schnell seinen Text heraus, wie mit einem Maschinengewehr, um dann bedeutsam innezuhalten, mit den Augen zu rollen, und leise und betont zum dramatischen Höhepunkt zu kommen - z.B. dem Rollen der Köpfe

Von außen eine gewaltige Festung....
... innen stellenweise wie eine kleine Stadt
Beefeater in Uniform



Einer der sechs Raben, die einem Aberglauben zufolge immer im Tower sein müssen, damit England und seine  Monarchie nicht untergeht.


Eine andere Perspektive zur Tower Bridge



Angestellte im Tower wohnen auch hier. Tolle Adresse -  "Tower of London", oder?


Diese Kunstwerke erinnern an die Menagerie, die früher hier gehalten wurde.



Tag 5

Montag: Ausflug nach Winchester

Obwohl Winchester generell eine sehenwürdige Stadt ist, trieben mich eher persönliche Gründe zu diesem Abstecher.


Als 13-jährige habe ich hier ein Jahr lang gewohnt und bin auch hier zur Schule gegangen. Mein Vater musste damals berufsbedingt nach England. Das ist nun schon einige Jahrzehnte her und ich war gespannt, ob und was ich wiedererkennen würde. Zum einen waren die Erinnerungen schon verblasst, zum anderen hatte sich sicherlich auch vieles verändert. Außerdem war ich damals großteils in der Schule oder zuhause, habe von der Stadt selber nicht wirklich viel gesehen. Da wollte ich einiges nachholen.

Daher beschlossen wir, uns zunächst Winchester Castle anzuschauen, von dem nur noch die Great Hall steht. Darin befindet sich u.a. der runde Tisch von König Artus ( der jedoch in Wirklichkeit erst im 12. Jahrhundert gebaut wurde.) Naja, sehen wollte ich ihn trotzdem mal.



Da standen wir nun erwartungsvoll vor der Great Hall und fanden dieses Schild vor:


Der Tag fing schon mal gut an.

Unser nächstes Ziel war das Haus, im dem wir damals wohnten, Die Adresse hatte ich ja, aber sowohl der Navi meines Mannes, als auch der auf meinem Smartphone streikten - kein richtiger GPS Empfang - und schickten uns immer im Kreis rum. Stadtplan hatten wir natürlich keinen dabei und Google maps auf Smartphone ist ein wenig unübersichtlich. Wenn man dann noch keine Straßennamen findet, oder andere, als laut Google erwartet, wird es langsam schwierig. Und nervig, wenn einen zusätzlich die Sonne brät. Nach langem Kreisen und suchen, kamen wir in eine Gegend, die mir etwas vertraut vorkam - wir mussten nur noch einmal abbiegen und waren dann endlich in der richtigen Straße.  Das Haus erkannte ich sofort. Es hatte sich nicht wesentlich verändert, es hatten sich nur einige Neubauten in der Straße dazugesellt.

So sieht "unser"  Haus heute aus.

 
... damals sah es so aus.




Es gab nur wenig Veränderungen von außen: Eine neue Haustür war eingebaut worden, leider ohne Löwenmauslklopfer und Glocke.
Das Gartentor war erneuert worden. Zu unserer Zeit hieß das Haus Painters Fields Cottage. Jetzt hatte es nur noch eine Hausnummer. Der häßliche Lattenzaun um den Garten war auch erst später dahin gesetzt worden.








Als nächstes ging es zu meiner ehemaligen Schule. Da ich mich schon im Vorfeld schlau gemacht hatte, wusste ich, dass sie so nicht mehr existierte. Aus der Winchester County High School for Girls, wie sie damals hieß, war die Westgate School geworden, an der Jungen und Mädchen unterrichtet werden. Als wir jedoch dort ankamen, sah ich gleich, dass es nicht viel zum Wiedererkennen gab. Lediglich das alte Backstein Hauptgebäude hatte es zu meiner Zeit gegeben.


Die ehemals großzügige Rasenfläche war einer Anlage mit vielen Neubauten gewichen. Das war nun mal der Zahn der Zeit - das hatte ich jetzt auch gesehen.

Weiter ging es dann durch die High Street zur Winchester Kathedrale.















  Die Winchester Kathedrale hat eines der längsten Kirchenschiffe Europas und ist schon ein sehr
beeindruckender Bau. Und ich hatte hier sogar schon einmal gesungen - mit dem Schulchor, zu Weihnachten.
Es war schon Spätnachmittag, als wir hier standen und überlegten, ob es sich noch lohnt, Eintritt zu bezahlen, obwohl wir wussten, dass wir nicht lange im Gebäude verweilen wollten. Wir hatten schon ganz platte Füße und mussten noch zurück nach London. Wir entschieden uns dann doch dafür. Als wir dann die Tickets kaufen wollten, sah es so aus, als ob die Kasse gerade schließen würde. Auf unsere Nachfrage bekamen wir die Antwort : die Kasse ist geschlossen, aber die Kathedrale ist noch offen. Stutz. Können wir uns darin noch umschauen?  - Ja.   Super - wenn die Kasse dicht macht, kommt man kostenlos rein. Auch gut.



So perfekt, wie es mit der Londoner U-Bahn klappt, so chaotisch wirkt der National Rail Verkehr.
Heute morgen war in Wimbelton wohl eine Person von einem Zug erfasst worden. Ob das der Grund dafür war, dass die Hälfte aller Züge ausfielen und die restlichen mit teilweise recht großen Verspätungen fuhren, kann ich nicht sagen. Durch die hohe Frequenz der Züge lässt sich noch relativ gut mit der Situation leben, solange man keinen Termindruck hat.








Tag 6

Dienstag: Madame Tussauds und Abreise

Unser Rückflug ging erst abends um 20:00 Uhr und so hatten wir noch genug Zeit, um auch an diesem Tag noch etwas zu unternehmen. Nachdem wir ausgecheckt und unser Gepäck an der Rezeption deponiert hatten, wagten wir noch einen Versuch bei Madame Tussauds. Wir hatten Glück und mussten nur ca. eine halbe Stunde anstehen.


Mit George Clooney auf den Sofa
Warum so ernst, Humphrey ?

Als ich in Winchester wohnte, hatten wir Madame Tussauds auch besucht. Damals waren die Figuren noch abgesperrt und man konnte sie nur aus einer Sicherheitsdistanz betrachten. Berühren verboten!
Heute ganz anders - man wird geradezu dazu aufgefordert, mit seinem Lieblingsstar oder Idol ein Selfie zu machen oder sich mit ihm fotografieren zu lassen.

Wir liefen noch ein wenig durch die Straßen Londons und ließen die letzten Eindrücke auf uns wirken, bevor wir unser Gepäck abholten und uns zu einem letzten Kaffee in ein Straßencafe setzten. Wir hatten reichlich Zeitpuffer eingebaut, um ganz entspannt und ohne Hektik unseren Heimflug anzutreten. Den Weg nach Heathrow mit der S-Bahn konnten wir gut einschätzen. Wir hatten noch reichlich Zeit, die Umgebung zu genießen. Noch! Bis mein Mann zufällig nochmal einen Blick auf die Reiseunterlagen warf. Wir waren in Heathrow angekommen. Abfliegen sollten wir jedoch von Stansted!!!!  Das hatten wir total verpeilt!!!!  Hektischer Aufbruch zur S-Bahnstation. wir hatten ja null Ahnung, wie wir nach Stansted kommen konnten und wie lange das dauert. Mit Durchfragen, S-Bahn , Zug und zweimal Umsteigen kamen wir dann noch rechtzeitig, aber gar nicht entspannt in Stansted an. Puuh, das hätte auch schief gehen können. Wenn wir erst in Heathrow gemerkt hätten, dass wir auf dem falschen Flughafen sind....

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Welche Eindrücke ich von London mit nach Hause nehme?

Es gibt da natürlich viele. Was mir jedoch als besonders markant auffiel, ist das unmittelbare Nebeneinander von historischem Alt und hypermodernem  Neu.




























 
Übrigens -  früher hat man über das ungesunde englische Essen gelästert. Der heutige Londoner ernährt sich bewusst. Wir haben nur ein McDonalds gesehen - aber an jeder Ecke gibt es Imbisse mit Salaten, Suppen und Sandwiches. Es wird viel Wert auf Bioprodukte gelegt.


London ist eine aufregende, vielseitige Stadt, in der es viel zu sehen gibt. Wir haben diesmal nur ein paar Mosaiksteinchen eingesammelt. Aber wir werden wiederkommen, um das Bild zu erweitern.


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